Of Sound and Time
Composition for Chinese Instruments and Three Listenerrs, 2000
In
Of Sound and Time I combine specific playing techniques and sound
colours of traditional Chinese instruments with a quasi-cyclic time
structure. 13 time windows of equal length are framed by the sounds
of a Chinese Feng-gong and further structured by additional percussive
sounds, the musical material of all other instruments is based on the
harmonic spectrum of the used percussion instruments (feng gong, sound
bowls, Tibetan cymbals). Additionally, the usual background noise of
a concert situation is seen as an equally important sound source. Thus,
several noises like coughing, sneezing, turning of pages, a ringing
cellular phone, etc. are woven into the composition as meaningful, structure-creating
elements and performed by three musicians seated among the audience.
Bernhard Gal, April 2000 |
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Commissioned
by Konzerthaus Vienna and the Taiwanese Ensemble China
Found Music Work Shop In cooperation with AsianCultureLink, Vienna. Premiere at Hoergaenge-Festival 2000, Konzerthaus Wien, April 5th, 2000 Conductor: Christian Utz Ensemble "China Found Music Work Shop" Huang Chen-Ming - erhu | Lee Shu-Fen - yangqin | Wu Chung-Hsien - dizi | Lin Hui-Kuan - pipa | Wang Hsiao-Yin - percussion | Yeh Jiuan-Reng - Listener I Liang Yen-Ping - Listener II | Huang Lung-Yi - Listener III |
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Published as part of the CD same difference, Gromoga Records, 2010. |
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2002
July
Radio broadcast featuring contemporary music performed by China Found Music Workshop at the Maerzmusik Festival 2002,
including Of Sound and Time.
Deutschlandradio Berlin: July 19th, 20.05 - 22.00
April
April 2nd, 2002, 19.00
Composer's talk with Bernhard Gal at Alte Schmiede, Vienna
Presentation of Of Sound and Time and beshadowed
Moderation: Christian Utz
March
MaerzMusik, Berlin
Opening concert of
MaerzMusik - Festival of Contemporary Music,
with China Found Music Workshop and performing a.o. Of Sound and Time
March 8th, 2002, 21.00
Concert hall of UdK (Bundesallee), Berlin
Conductor: Christian Utz
2001
August
Two radio broadcasts featuring contemporary music performed by China Found Music Workshop,
including Of sound and time.
Deutschlandfunk Cologne: August 05th, 21.05 - 23.00;
Austrian radio (OE1), Vienna: August 13th, 23.00 - 24.00
April
Concerts featuring Of sound and time:
04-12-2001: Deutschlandfunk, Cologne, 20.00
04-15-2001: Porgy und Bess, Vienna, 19.30
Conductor: Christian Utz
2000
April
Premiere of Of Sound and Time
Hörgänge-Festival 2000, Konzerthaus Wien,
April 5th, 2000
Conductor: Christian Utz
Introductory text from the catalogue of the Festival Hörgänge, Vienna April 2000 |
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In
Of Sound and Time setzt sich Bernhard Gál mit den Parametern Klang und Zeit auf perzeptiver und struktureller Ebene
auseinander. Die Instrumente erzeugen ein subtiles Klangkontinuum, dessen
tonale Bestandteile vor allem aus den Grundtönen und Obertonspektren der
verwendeten chinesischen Schlaginstrumente gewonnen werden. Innerhalb
dieses Rahmens entfalten sich die Klangfarben der verwendeten chinesischen
Instrumente (dizi, erhu, pipa und yangqin). "Klang" besteht für Gál in dieser Komposition nicht nur aus der
Kombination von Instrumentation und Spieltechniken, sondern auch aus der
Miteinbeziehung raumakustischer Elemente und aller bestehenden Klangquellen
einer musikalischen Aufführung. Dabei geht es um die Verschmelzung von
instrumentalen Klängen mit (meist unerwünschten) Geräuschelementen der
üblichen Konzertsituation. Der Konzertsaal und seine "Benützer" werden
demnach selbst als zusätzliche Klangquelle und als Teil eines allumfassenden
Klanggeschehens verstanden, die gewohnte Sichtweise der Zuhörer als "nichtbeteiligte,
in akustischer Hinsicht allenfalls störende Konsumenten" wird in Frage
gestellt. |
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Das Stück besteht aus 13 gleich langen Abschnitten, deren Eckpunkte jeweils von perkussiven Klängen der chinesischen Schlaginstrumente gekennzeichnet sind. Innerhalb dieser 13 Zeitsegmente werden weitere Unterteilungen vorgenommen, u.a. unter Verwendung von voraufgenommenen "Störgeräuschen" wie Husten, Räuspern usw. Die einzelnen Abschnitte unterscheiden sich in der Instrumentation, nicht aber auf der Ebene der rhythmisch-strukturellen Organisation. Durch diese repetitive bis statische Verarbeitungsweise, die eine verinnerlichte Hörweise begünstigt, stellt der Komponist die subjektive Erfahrung zeitlicher Strukturen in den Mittelpunkt. Bernhard Gál bietet ein "auf das Jetzt bezogenes Hören, ein Sich-Einlassen auf das momentane Klangerlebnis, ohne sich auf Vergangenes zu beziehen oder Erwartungen an das Kommende aufzubauen." Daher ist das herkömmliche Konzept der musikalischen Entwicklung aufgegeben - in Of Sound and Time drängt die Musik auf kein vorbestimmtes Ziel hin, sondern findet im Augenblick statt. |
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Xenia Hu (Director of AsianCultureLink, Vienna) |
gal Of Sound and Time |
press reviews | ||||
Löcher in der
Luft Die Lange Nacht der
Chinesischen Musik eröffnet Berlins "MaerzMusik" Zwei Konzerte gab es an diesem Abend, eines vom Nieuw Ensemble Amsterdam, das die Neutöner aus China auf modernen Instrumenten zu Gehör bringt und eines vom ebenso vorzüglichen China Found Music Workshop aus Taipei, das neue Kompositionen mit traditionellen Instrumenten aufführt, mit Mundorgel und Pipa (der chinesischen Laute), Röhrengeige und Zither. In den schönsten Momenten versetzten beide das Publikum in Trance. Diese Musik behelligt einen nicht. Sie lässt das Blut langsamer zirkulieren und putzt einem die Ohren. Der Bambusflötenspieler hält eine Lackschale in der Hand, wirft Silberkugeln hinein und bringt sie zum Kreiseln, bis das Klacken der Kugeln sich in einen hohen, sirrenden Klang verwandelt. Der Bariton Shi Kelong artikuliert Vokale mit der Autorität eines verführerischen Despoten, die Sopranistin Ellen Schuring betört den Hörer mit schmeichlerischen Glissandi. Hypnotisch vibrierende Klangflächen wechseln mit auskomponierten Seufzern, Klavier und Pipa horchen einander neugierig aus: Wo sind wir ähnlich, was unterscheidet uns? Es ist eine Musik der minimalen Differenz, deren Expression ins Innere zielt. Nicht die großartig ausholende melodische Geste sorgt für den Ausdruck, sondern die Konzentration auf die Aura eines fragilen Geräuschs, der Pause, des einzelnen Tons. Er blüht auf und vergeht, wird zerdehnt, zerfasert und vom Schlagwerk mit Wucht zusammen gepresst. Trauergesänge,
Klanggespinste. Das schmerzerstarrte Klagelied in Qu Xiaosongs "Mist",
nach den Versen der im 18. Jahrhundert verschleppten Dichterin Cai Wenji.
Die amorphen Tonfiguren in Shih Pei-Yus "Chieh I", die sich
unmerklich zu eindringlichen Rhythmen organisieren. Der Humor in Bernhard
Gáls "Of Sound and Time",
der Störgeräusche vom Huster bis zum Handy-Klingeln in seine
zyklische Zeit-Studie einbaut. Und die Einsamkeit im simultan-chaotischen
"Wörterbuch der Winde", Sandeep Bhagatis Auftragswerk für
beide Ensembles zusammen: All das kommt uns in seiner Fremdheit hautnah
- und hätte doch der ein oder anderen Erklärung bedurft. Christiane Peitz, Der Tagesspiegel, March 2002 |
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Seidene Klangteppiche
aus Asien Es gibt einen gemeinsamen
Nenner für alle Musikstücke des langen Abends: den Brückenschlag
zwischen chinesischen Traditionen und westlicher Avantgarde. Aber was
heißt eigentlich "westliche Avantgarde"? Die Einflüsse,
die die chinesischen Komponisten verarbeiten, sind ausgesprochen unterschiedlich.
Das Ensemble präsentiert mit Tan Dun und Qu Xiasong zwei Komponisten
amerikanischer Prägung, die auf Experimentierlust und exaltierte
Klangereignisse setzen. Den zweiten Teil der
"Langen Nacht" gestaltet der China Found Music Workshop auf
chinesischen Instrumenten wie Bambusflöte, Mundorgel und Pipa. Die
Musiker beginnen ganz traditionell: mit Seide-und-Bambus-Musik, wie sie
in den Teehäusern Südchinas gespielt wird. Sie basiert auf der
Heterophonie, dem gleichzeitigen Spiel von verschiedenen Varianten einer
Grundmelodie. Am Ende soll noch eine babylonische Sprachverwirrung stattfinden. Der Inder Sandeep Bhagwati hat ein Stück für die beiden Ensembles des Abends geschrieben. Jede Gruppe spielt mit eigenem Dirigenten, Kammerton und Tempo. Das angekündigte Chaos bleibt trotzdem aus; denn Bhagwatis Komposition setzt die Ensembles eher abwechselnd als gemeinsam ein. Ohne Übertreibung funktionierte das Label "Lange Nacht". Wer nach fünf Konzertstunden jenseits der Mitternacht noch immer Unternehmungslust verspürte, konnte sich in die chinesische Clubszene im Haus der Berliner Festspiele stürzen.
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Kling, klang, klong Offenheit allenthalben: Der Chef der neuen Berliner "MaerzMusik", Matthias Osterwold, hatte bei einem Begrüßungsempfang im Haus der Berliner Festspiele sein Ziel schon ganz richtig beschrieben. Nicht für die Szene, der man bei Neue Musik-Veranstaltungen sonst begegnet, wolle er sein jährliches Festival machen, sondern für alle Szenen der Stadt. Plural also und Pluralismus. Auch vom Terminus "Neue Musik" ist man abgerückt. "Festival für aktuelle Musik", das lädt einem die Frage auf, welche Musik nicht nur zufällig in unserer Zeit, sondern auch "an der Zeit" ist. Prompt ist man mitten drin in einem Heidegger-Problem. Man muss aber nicht
alle Fragen beantworten. Einfach wirken lassen wollten auch zahllose Konzertkunden
in der "Langen Nacht der chinesischen Musik". Dass die Wasser
des Jangtsekiang gestaut werden müssten, konnte man nach Überschwemmungen
durch all jene Seiden- und Bambusmusiken, durch "China Avant Pop"
und Meditationen über wujing, qingjing und yijing (Materie, Ausdruck
und Gehalt) nicht wirklich bestätigen. Hier fließt alles so
wunderlich und traditionsvermittelt voran, mischt Duftwasser von Debussy
in den Tee und lobt mit der P'i-p'a-Laute die Frühlingsrolle, pardon,
das Frühlingsopfer Strawinskys, dass einem nie bange wird. Das Wunder
der zwiegebackenen Kulturvermittlung bestand in der Entspanntheit, mit
der hier, etwa in Chen Qigangs "Poeme Lyrique II", Stauungen
nachlassen - und Einflüsse des Westens zuströmen. Und wie im
gleichen Atemzug die atonale westliche Speerspitze mit Jasminblüten
bekränzt wird. Interkulturelle Entkrampfungen, die auf verkopfte
europäische Musik wohltuenden Einfluss haben könnten. Das Nieuw Ensemble Amsterdam (Leitung: Ed Spanjaard), der China Found Music Workshop Taipeh (Leitung: Huang Chen-Ming, Wu Chung-Hsien) und das Thundercloud Project sorgten für einen großartigen Anfang der neuen "MaerzMusik". Wenn jetzt noch der Konzertsaal der Universität der Künste so schallisoliert wird, dass man nicht alle Foyergespräche auch drinnen verfolgen kann, ist die Neue Musik in Berlin auf bestem Wege. Eins zu null für Herrn Osterwold. Kai Luehrs-Kaiser, Die Welt, March 2002 |
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